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Oskar Bider war Schweizer Flugpionier mit weltweit anerkannten Rekorden. |
Die BidersDas Geschwisterpaar Julie Helene (Leny) und Oskar Bider Argumente und Erwägungen zu einem Bider-Film |
Leny Bider war unterstützende Schwester mit künstlerischen Ambitionen. |
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Oberleutnant Oskar Bider posiert im Ersten Weltkrieg vor seiner Maschine. |
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Leny Bider malte und zeichnete: Ein Selbstportrait, vermutlich 1911. |
7. Juli 1919. In Versaille wird um die letzten Formulierungen gestritten für jenen «Friedensvertrag», der den Waffenstillstand im «Fürchterlichsten aller Kriege» definitiv machen und der brodelnden Welt Ruhe bringen soll. Derweil in Zürich: im vierten Stock des Hotels «Bellevue» in einem Zimmer gleich unterhalb einer mannsgrossen Reklameschrift, die für das «Cinema Bellevue Theater» im Parterre des Hauses wirbt, sitzt eine junge Dame mit modischem Haarschnitt an einem Spiegeltisch und versucht, ihr verweintes Gesicht und die aufgequollenen Augen neu zu schminken. Durch die fast zugezogenen Vorhänge vor dem einzigen Fenster im Raum fallen ein paar Strahlen der sommerlichen Nachmittagssonne auf den Teppichboden. Durch das geschlossene Fenster dringen die Geräusche des nachmittäglichen Tram-, Auto- und Fuhrwerkverkehrs am Zürcher Verkehrsknoten. Dazwischen auszumachen sind die Rufe der Extrablatt-Verkäufer, die den «Fliegertod unseres Nationalhelden Oskar Bider» verkünden. Die junge Dame wühlt immer wieder in einem Stapel Fotos und Zeitungsausrissen. Die Fotos zeigen einen gutaussehenden, strammen Offizier und Flieger, die Ausrisse künden in vielen Sprachen von „Rekorden“, aber auch von skandalbegleiteten Filmpremieren. Schliesslich ein Foto, das den Offizier vor einem Flugzeug zeigt, auf seinen Armen trägt er eine lachende junge Frau. «Oski, oh Oski» sind die einzigen Worte der jungen Frau. Sie unternimmt einen neuen Schminkversuch, aber ihre Hände zittern zu stark. Sie betrachtet sich lange im Spiegel, öffnet dann abrupt die mittlere Schublade des Tisches, nimmt einen kleinen englischen Revolver und eine Patronendose heraus, steckt eine 8.1mm-Schwarzpulverpatrone in die Trommel und legt sich den Lauf an die Schläfe.
Später: Zwei Polizisten betreten in Begleitung des Hotelmanagers den Raum, während ein dritter vor der Tür neugierige Journalisten zurückhält. «Si chönd die Dame also als ihre Gascht identifizierä?» – «Ja, es ist das Fräulein Bider, das die letzten Monate bei uns gewohnt hat…», sagt der Manager und ergänzt nach einer kleinen Pause: «D'Schwöschter vom Flüger wo hüt Morge z'Tod gschtürzt isch…»
«Die Biders» ist die Geschichte eines Waisenpaars, das gegen den Widerstand von Gesellschaft und Verwandtschaft seine Träume verfolgt. Die Ziele von Oskar und Leny sind zwar unterschiedlich, aber unkonventionell und die Unterstützung, die sie sich gegenseitig als einzige geben, ist vorbehaltlos und schweisst die beiden auch über Trennungen und Distanzen hinweg eng zusammen. Der (ältere) Bruder verfolgt den Traum vom Fliegen, will die «dritte Dimension» erobern und zuletzt «ad astra» ziehen, seine Schwester möchte ihre künstlerischen Ambitionen in der Glamourwelt von Mode, Theater und Film verwirklichen, ein «Star» auf Erden werden.
Zum «Star», dessen Rekorde telegrafisch in die ganze Welt verbreitet werden, wird aber nur Oskar, seine Schwester bleibt – all ihren Begabungen zum Trotz – nur eine Sternschnuppe, deren Filmlaufbahn bald zum Stillstand kommt und Leny aus dem Karriereloch in eine Zweckehe flüchten lässt.
Genau wie Ikarus – nämlich auf dem Höhepunkt seiner Lauf- resp. Flugbahn und ebenso wie dieser in einem Anflug von Übermut – stürzt aber auch der Flieger Oskar Bider jäh ab in den frühen Tod.
Drei Tage später werden die beiden Särge nebeneinander an ihrem Geburtsort Langenbruck in die Erde gesenkt – die Geschwister sind unter der Erde, was sie als Waisenkinder auf der Erde waren: einsam zusammen.
Bei dieser wunderbaren Geschichte, begleitet von Aufbruch, Vaterlandspathos, Kriegshorror, Lenin, Wille, Dada und natürlich viel fliegenden «Kisten», denkt man spontan: «Se non è vero è ben trovato!» Aber das Unglaubliche daran ist:
Das Schicksal der Geschwister Leny und Oskar Bider ist ein authentisches Stück Schweizer Geschichte.
Das «Argumentarium», das als PDF-Dokument zum freien Download bereit steht, ist eine lose Sammlung von Gedanken und Überlegungen zu einem möglichen neuen «Biderfilm». Durchgehend illustriert ist es aber auch attraktiv genug, um als Teaser zu dienen. Für sein Hauptziel, nämlich die weitere multimediale Aufarbeitung der Bider-Geschichte zu «triggern», sind Farbigkeit und Zeitkolorit so wichtig wie biografische und andere Daten.
Diese Website ist entstanden aus dem Wunsch, das Interesse an einem Stück Schweizer Kultur-, Aviatik- und Militärgeschichte – nämlich dem Leben der Geschwister Bider – zu wecken und die weitere wissenschaftliche aber namentlich auch künstlerische und multimediale Aufarbeitung der beiden Biografien zu fördern. Vielleicht geht mein persönlicher Wunsch in Erfüllung, noch in diesem Jahrzehnt einen neuen Schweizer oder schweizerisch-europäischen «Bider-Film» zu sehen?
Da sich im aktuellen Jahrzehnt zahlreiche Jubiläen zum Thema ereignen, ist m.E. durchaus ein Kreis potenzieller Interessenten – von Filmproduzenten und Medienschaffenden über Historiker bis zu Luftwaffe und Armee – vorhanden. Diese Website mit dem «Argumentarium» ist das Saatgut. Helfen Sie mir beim säen!
Das «Argumentarium» ist ein reine Hobby- und Herzensangelegenheit und ist mit keinerlei kommerziellen Absichten verknüpft (siehe auch Impressum).
Christian Nötzli - e-Mail schreiben
Jg. 1955, Kunsthistoriker, 15 Jahre in der Informatik, expo.02, arbeite aktuell für das Bundesinventar schützenswerter Ortsbilder der Schweiz (ISOS)
Spezialinteressen: Aviatik und Film (überrascht?). Meine Lizentiatsarbeit beschäftigte sich mit einem filmhistorischen Thema (ebenfalls als Download verfügbar). Heute würde ich mich vielleicht mit der Ikonologie von Fliegerdenkmälern und -Grabstätten befassen...
Johannes Dettwiler-Riesen, Thun
Zeit ihres Lebens und gut neunzig Jahre über den Tod hinaus war Leny Bider im Schatten ihres Bruders gestanden. Wenn sie heute etwas daraus hervorgetreten ist, dann ist es das Verdienst des Frauenvereins Langenbruck, der 2009 eine Ausstellung über Leny plante und hierfür den Langenbruckner und Bider-Verwandten Johannes Dettwiler für eine «kleine Biografie» anfragte. Wissbegierig, bescheiden, aber unermüdlich hat Johannes Dettwiler bisher unzählige Archive und andere Quellen durchsucht und eine grosse Zahl vergessener oder verloren geglaubter Dokumente ans Licht gebracht, darunter neben vielen Fotos auch Lenys Tagebücher (heute im Staatsarchiv BL). Ohne seine immense Arbeit wäre mein Argumentarium nie möglich geworden. (Kontakt e-mail)
Online Foto-Alben
Ein thematisch gegliedertes und kommentiertes Online-Fotoalbum mit Fotos aus dem Fundus von Johannes Dettwiler.
Auf der selben Website befindet sich ein Album mit Fotos von Roland Schläfli.
Das Oskar Bider Online-Archiv legt sein Augenmerk auf Textquellen, darunter zahlreiche Medienberichte, teils ergänzt mit Scans der Originale.
Als erster Hangar des 1929 eröffneten Flugplatzes Bern-Belpmoos steht der als seltene Bogenbinderkonstruktion errichtete und Oskar Bider gewidmete Hangar heute unter Denkmalschutz. Die IG Biderhangar koordiniert zahlreiche aviatische Nutzungen, darunter auch das Gedenken an den Namensgeber.
Biderbaracke Langenbruck / Nieuport Memorial Flyers
Eine kleine Gruppe begeisterter und begabter Aviatikfans, die es sich zum Ziel gemacht hat, nicht nur eine sondern gleich vier flugfähige Nieuport 23 C-1 Replikas (mit Originalmotoren!) zu bauen und so der Schweizer Bevölkerung und internationalen Aviatikwelt Oskar Biders Lieblingsflugzeug wieder «live» nahezubringen.
Margrit Schriber: Das zweitbeste Glück
Das kurze aber intensive Leben der Leny Bider hat die die renommierte Schweizer Schriftstellerin Margrit Schriber so eingenommen, dass sie deren Biografie zu einem Roman geformt und unter dem Titel «Das zweitbeste Glück» 2011 veröffentlicht hat.